Alte Glocken in Laar läuten wieder

Spenden ermöglichen Restaurierung; Sachverständiger Dennis Wubs hat die Glockensanierung begleitet.

Einige Monate waren die Glocken der reformierten Kirche in Laar stumm. Beim morgigen Gottesdienst werden sie die Besucher aber wieder mit ihrem Geläut begrüßen.

  (Foto: Quelle GN)

mep Laar. Die beiden Glocken der reformierten Kirche in Laar haben eine lange Geschichte. Die größere, etwa 600 Kilogramm schwere Glocke wurde im vergangenen Jahr 500 Jahre alt. Die zweite um 300 Kilogramm leichtere Glocke ist sogar noch sechzehn Jahre älter. Beide stammen aus der Werkstatt von Gerhardus de Wou aus Kampen, der als einer der bedeutendsten Glockengießer des ausgehenden Mittelalters gilt. Für große Kirchen und Dome in den Niederlanden und in ganz Deutschland schuf de Wou prachtvolle Geläute. Etwa 130 seiner Glocken existieren noch heute. So goss er etwa 1495 die damals größte Glocke der Welt – die „Gloriosa“ des Domes zu Erfurt mit einem Gewicht von über elf Tonnen. Zwei Jahre vorher war de Wou erstmals in Laar tätig geworden. 1511 kam er noch einmal dorthin, um die zweite Glocke anzubringen.

In einem ökumenischen Gottesdienst haben alle drei Laarer Kirchen Pfingsten 2011 an die Geschichte der ältesten Glocken erinnert. Wenige Monate später musste allerdings das Läuten aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Der Niederländer Dennis Wubs hatte den Stein ins Rollen gebracht. Der 27-jährige Glockenfachmann hat über dreitausend Glocken in den Niederlanden und in Nordwestdeutschland gefilmt und ins Internet gestellt. Bei seinen Aufnahmen in Laar entdeckte er, dass die Aufhängung der Klöppel nicht mehr stark genug war. So bestand Gefahr für Leib und Leben der Gottesdienstbesucher, denn die Klöppel hätten leicht herausbrechen können, so wie es Anfang 2011 im Kölner Dom passiert ist.

In Absprache mit dem Glockensachverständigen der Gemeinde sorgte Wubs dafür, dass die Glockengießerei Laudy aus dem niederländische Finsterwolde sich des Problems annahm. Sie erneuerte Klöppel, Aufhängung und Läutewerk. Die Kosten in Höhe von etwa 12000 Euro mussten aus Spenden finanziert werden müssen. „Überraschend viele Gaben sind bislang aus ganz Laar und Umgebung eingegangen. Dafür sagt die Kirchengemeinde ganz herzlichen Dank“, erklärte Pastor Dr. Gerrit-Jan Beuker, der die reformierte und die altreformierte Gemeinde betreut.

In dieser Woche brachten Simon Laudy und Dennis Wubs die beiden Glocken wieder an alter Stelle an. Die maroden Stahlbalken haben sie durch Holzjoche aus besonders hartem Tropenholz ersetzt. „Während eine Stahlkonstruktion nur etwa 20 bis 40 Jahre hält, wird der Holzbalken wahrscheinlich bis zu 200 Jahre Bestand haben“, meinte Laudy. Laudy erklärt ihren Klang so: „Er ist in etwa so wie die ersten zwei Töne von ,O Tannenbaum’.“ Geübte Ohren werden bemerken, dass die Tonlage sich ein wenig verändert hat, denn die Holzaufhängung wirkt beim Anschlag der Klöppel dämpfend.

Wenn morgen die Laarer um 10 Uhr den Gottesdienst in der reformierten Kirche besuchen, werden sie nicht vom wie gewohnt vom Spiel der Orgel begrüßt, sondern das Geläut der beiden Glocken begleitet ihren Gang in die Kirche. Dennis Wubs wird den Gottesdienst als Organist mitgestalten und danach beim Kirchenkaffee Bilder und Filme von den Glocken zeigen sowie über ihre Geschichte erzählen.

(Quelle GN)

Sehen Sie hier die Videos vom Gottesdienst (18.03.2012) und überzeugen Sie sich, vom Vorher-Nachher Glockenklang